Der Mensch - zumindest der abseits der bildungsfernen Schichten - ist ein Wesen mit abstraktem Denken. Er steht seinen Mann im Leben, behauptet sich im immer komplizierter werdenden Erwerbsleben. Er meistert die stetig wachsenden Anforderungen an seinen Lebensunterhalt und versucht seinen Kindern trotz oftmals düsterer Aussichten, ein positives Leben vorzuleben.
Sie auszustatten mit den Attributen, um es im Leben zu etwas zu bringen.
Sehr wohl wissen sie, daß die wirtschaftliche Entwicklung und damit unser Leben, heute den globalen Zwängen unterworfen ist. Nehmen das aber als eine Zeitströmung hin, auf die man sowieso keinen Einfluß hat.
Schließlich gibt es Experten, die zum Wohle des Volkes agieren, die alle Entwicklungen analysieren und ihre Schlußfolgerungen auch den Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft mitteilen.
Auf daß diese dann das beste für ihre Untergebenen da heraus holen.
Kürzlich ging es in einem Politikforum um die Weisheit der weltweit mächtigsten Politiker.
In einem Interview hatte Egon Bahr ausgesagt, daß er der festen Meinung sei, es werde nie einen Krieg zwischen den USA und Russland geben. Als Hauptargument gab er an, daß Obama und Putin sich in einem etwa viertelstündigen Gespräch darauf verständigt hatten. Mündlich!
Sicher, was nicht sein darf - nämlich die atomare Konfrontation zweier Weltmächte, die unsägliches Leid über den ganzen Erdball bringen würde - darf einfach nicht sein.
Solche Gedanken schiebt man gerne von sich. Beruft sich auf die Lernfähigkeit des Menschen, der die Auswirkungen der vergangenen Weltkriege noch immer vor Augen hat. Und der heute weit aufgeklärter ist, als das damals der Fall war.
Doch andererseits ist es auch so, daß die Generation, die aus ihren Fehlern gelernt hat, am aussterben ist. Und die Nachwachsenden Krieg mit ihren Greueltaten nie am eigenen Leib erfahren haben. Ja, die die Kriege der Gegenwart heute sogar als legitimes Mittel gegen die Bösen dieser Welt sehen. Koste, was es wolle.
Wir richtigen Demokratien dürfen das! Wir bestimmen, welche Völker wir von grausamen Herrschern befreien. Und bieten ihnen die Chance, sich ebenfalls in unser Wertesystem von Wohlstand und Selbstbestimmung (ich nenne es gerne das System der Glückseligkeit) einzugliedern. Dabei ist die (Kapitalismus -geprägte) Demokratie nur eine von zahlreichen gesellschaftlichen Lebensformen. Und, wie wir an den Auswüchsen der vergangenen Jahrzehnte feststellen müssen, sicher nicht die beste und sozialste. Denn die Pfeiler unseres Systems, einst von wirklich weisen Menschen im Grundgesetz festgelegt, sind im Hinblick auf die Ausartung politischer Entscheidungen, mittlerweile schon arg aus dem Lot geraten.
Der PR- Slogan, „Sozial ist, was Arbeit schafft“, gibt die Entartung im Denken der Menschen ziemlich gut wieder. Denn im Grundgesetz ist die soziale Komponente unserer Gesellschaft, wie auch die Aufgaben der Politik, ganz anders definiert.
Fürwahr, ein kompliziertes Gebilde unsere neue Welt. In der sich alles um Profit-, Leistungs- und Gewinnmaximierung dreht. Und in der eine Besinnung auf die wahre Werte des menschlichen Daseins immer mehr durch die persönliche Existenzsicherung beeinträchtigt wird.
Auch ein Hinweis darauf, daß wir uns nach anderen, humaneren Lebens-/Gesellschaftsformen umsehen, einen Ausweg aus diesem modernen Feudalismus finden sollten.
Was ist nun aber mit dem Märchen vom freien Willen gemeint? Die Zwangsjacke des Marktradikalismus, die wir uns vermeintlich selbst übergestülpt und mit unserem Verständnis von Demokratie vulkanisiert haben?
Nein, es geht um Meinungsbildung. Um die Installation des neoliberalen Weltbildes in unseren Köpfen.
Die beileibe nicht so selbstbestimmt und rational funktionieren, wie wir uns das gerne weismachen wollen.
Ein Referat von Wolfgang Lieb, dem Mitbegründer der Nachdenkseiten, vor einem Düsseldorfer Gesprächskreis, legt dar, wie es heute um den freien Willen in unserem Land bestellt ist.
Wie freies Denken manipuliert und Rationalität in bestimmte Bahnen gelenkt wird.
Das Elend mit der Meinungsvielfalt
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