Hallo Gisi,
heute haben wir den 25.12.2010 – Weihnachten.
Das Fest der Liebe.
Und obwohl große Teile der Bevölkerung gar nicht mehr genau wissen, was es damit auf sich hat, hat sich der Begriff „Geist der Weihnacht“ in unserem Sprachgebrauch etabliert.
Denn ganz Deutschland, ja die gesamte christianisierte Welt, hat Weihnachten dazu auserkoren, zwischen einer äußerst hektischen Vorbereitungszeit und dem heidnischen austreiben der Geister an Silvester, einmal intensiv der Mitmenschen zu gedenken.
Nämlich Nächstenliebe in Form von Geschenken und Zuneigung, meist naher Verwandter und Bekannter, zu üben.
Und so eilen z.B. Millionen Deutsche am Heiligen Abend in die Kirchen und lassen sich eine Spritze von Nächstenliebe, von Menschlichkeit, Barmherzigkeit und Sanftmut geben.
Ohne zu begreifen, daß das, was ihnen da vermittelt werden soll, keine Gefühlsduselei, kein temporärer sozialer Kick ist.
Aber wir leben nun mal in einem hektischen, schnell fortschreitenden Zeitalter, in dem alles dem Geld und dem Egoismus untergeordnet ist.
Und brauchen wohl solche Zeiten, um unser (Gewissen zu erl...) pardon, um unser vermeintliches Bedürfnis für andere Menschen da zu sein, zu befriedigen.
Deshalb möchte ich auch gar nicht von dem eigentlichen Sinn des Weihnachtsfestes anfangen und vielleicht sogar noch bei der ewigen Frage landen, ob das alles nun einer weltlichen oder göttlichen Ethik entspringt...
Nein, ich möchte nur sagen, so schön auch die flüchtige Zuneigung ist, die wir zu Weihnachten austeilen und empfangen, sie bringt nichts!
Nicht, so lange ich den verkrüppelten verwahrlosten und menschenscheuen Nachbarn aus dem Nebenhaus nicht auch noch nach dem Weihnachtsfest freundlich anspreche und versuche, in ein Gespräch zu verwickeln.
Und die Straßenseite wechsle, wenn einer der beiden in unserem kleinen Stadteil hausenden Obdachlosen sich das Essen aus den Mülltonnen holt...
Das mußte mal auf den Tisch. ;)
Aber unser Leben besteht natürlich nicht nur aus dem Zwischenmenschlichen. Auch nicht aus dem funktionieren im Beruf und in der Familie.
Und ich möchte noch etwas ansprechen,
Sollte es überhaupt Leute geben, die unseren Mailverkehr verfolgen, möchte ich einmal erklären, daß es uns nicht darum geht, absolut gegen alles zu sein. Wir sind keine renitenten Quertreiber, die an allem und jedem (Ereignis) in Politik und Wirtschaft etwas auszusetzen haben.
Wenn es uns auch schmeicheln würde, mit gewissen Kreisen der Regierungs- Opposition in einen Topf geworfen zu werden.
Denn die sind SchwarzGelb, aber auch der SPD, derart gefährlich geworden, daß sie ständig öffentlich denunziert und sogar vom Verfassungsschutz beobachtet werden.
So weit sind wir mit unserer Demokratie gekommen, daß man nicht einmal mehr ungestraft Fakten auf den Tisch bringen kann.
Der ein oder andere Leser mag annehmen, daß es so schlecht doch gar nicht in unserem Lande ist. Schließlich gehören wir noch mit zu den reichsten Nationen der Erde, sind nach der Weltwirtschaftskrise Aufschwungmotor in Europa und müssen irgendwie auch verstehen, daß die Regierung es in diesen Zeiten nicht leicht hat.
Schließlich war es klar, daß es finanzielle und soziale Einschnitte geben muß, wenn wir aus der Krise wieder heraus kommen wollen.
Also scheint Merkel es doch gar nicht so falsch gemacht zu haben!
So (ist) leider immer noch die landläufige Meinung.
Der ich vor etwa zwei Jahren auch noch anhing.
Bis mir jemand erzählte, daß es eine Gegenöffentlichkeit gegen das bestehende politische System gibt. Weil dieses nämlich absolut korrupt und nicht mehr zeitgerecht ist.
Daß so einiges nicht stimmte, hatte ich schon vermutet. Denn man hatte mit den Jahren doch mitbekommen, wie die Politiker sich die Taschen voll machen, wie sie die Bürger zuweilen anlügen.
Ja, daß sie wohl in einer ganz anderen Welt als der Normalbürger leben.
Dennoch war es für mich schwer zu glauben, was ich von diesem Bekannten hörte.
Schließlich war das, was man in den Nachrichten, in politischen Magazinen und Zeitschriften las, doch noch einigermaßen schlüssig.
Es war eben eine komplizierte Welt und man konnte doch froh sein, derart kompetente Politiker zu haben, die die Geschicke unseres Landes noch so gut bestimmten.
In Bezug auf die Parteien kannte ich zwar die grundlegenden Ausrichtungen, war aber immer der Ansicht, daß Konservativ auf positiven althergebrachten Werten beruhte, Sozial eine Politik ist, die das positive aus dem Sozialismus verkörpert. Und liberal für den Ausgleich zwischen Wirtschafts- und Bürgerwillen steht.
Und ich war der Ansicht, daß die jeweilige Partei, die in Deutschland an der Macht ist, unser System sowieso nicht allzu stark beeinflussen kann.
Schließlich sind Demokratie und freie Marktwirtschaft das, mit dem wir seit dem ZweitenWeltkrieg sehr gut gefahren sind. Lange Zeit besser als fast jedes andere Land der Erde.
Und das als Verlierer zweier Weltkriege!
Doch hatte ich das wohl etwas blauäugig gesehen.
Denn ich wurde immer nachdenklicher und machte mich in den Medien und alsbald auch im Internet, auf die Suche nach Unregelmäßigkeiten zu meinem bisherigen Weltbild.
Das zudem von einem großen Gerechtigkeitssinn bestimmt war, seitdem ich Mitte der Achtziger Jahre den Fängen einer Jugendsekte entwichen bin.
Hatte also eigentlich einen guten Einblick in die Manipulierbarkeit der menschlichen Seele erhalten. Besonders auch, weil ich nach meinem Ausstieg 1 1/2 Jahre studienhalberweise durch die verschiedenen Sekten gezogen bin. Ich wollte mir einfach klar werden, wie ich mich als eigentlich vernunftbegabter Mensch deart hatte manipulieren lassen können.
Und irgendwann wurde mir klar, daß diese Systeme nur funktionieren konnten, weil der Mensch sich zum einen Geborgenheit und ein sicheres, sorgenfreies Leben wünscht und in gewissen Lebenssituationen gerne nach einem Strohhalm greift, der ihm genau das bietet.
Und daß es andererseits Menschen gibt, die für Macht und Geld Scheinwelten aufbauen.
Die Macht über Menschen reicht dann so weit, daß selbst das unrealistischste Glaubenskonstrukt irgendwann als real angenommen wird.
Und genau so sehe ich die Politiker heute...
Der Spruch „Sozial ist, was Arbeit schafft“ ist und war in vieler Politikermunde. Besonders auch, als es darum ging, dem Volk den Ausbau der Zeitarbeit, speziell des Niedriglohnsektors, als alternativlos zu präsentieren.
Wir werden mit solchen Parolen umgarnt und die Politiker tun es auch gegenseitig, so daß es irgendwann als Realität angenommen wird.
Dazu bitte ich den Interessierten, sich die beiden Berichte über die Inititative Soziale Marktwirtschaft auf der Seite oben anzuschauen.
Durch diese Berichte dürfte etwas deutlicher werden, wie Politik und gerade auch die Wirtschaft an unserer Meinungsbildung beteiligt ist.
Wenn ich auch jetzt schon das Maß des Erträglichen oder Konsumierbaren überzogen habe, möchte ich doch noch kurz auf deine Mail eingehen, Gisi. Sonst geht die Übersichtlichkeit verloren.
Du hast recht, der Mindestlohn ist das wichtigste. Aber die Aufsplittung und die sich endlos lang hinziehende Mindestlohndiskussion nach Branchen, ist Taktik. Denn vorher kann man noch so richtig ausbeuten.
Und wieder geht’s wohl um die großen Konzerne, denn nur da bringen die Mitarbeiter die Kraft auf, sich gegen eine Entlohnung unterhalb des Existenzminimums zu wehren. Wenn der Mindestlohn denn mal da ist.
In den ganzen kleinen Betrieben traut sich niemand aufzubegehren.
Denen hilft auch keine Gewerkschaft und der Staat erst recht nicht. Der schlanke Staat bedeutet nämlich auch, daß Hanswurst Bürger sich gefälligst selbst um sein Recht am Arbeitsplatz kümmern kann.
Mit Schlecker hast du übrigens recht, das ist ein Großer, der ganz öffentlich ausbeutet.
Bei den Lebensmitteln denke ich doch, daß es sehr viele versteckte Preissteigerungen gibt.
Andererseits ist es natürlich für das Volk auch sehr beruhigend, wenn die Lebensmittel immer ausreichend verfügbar sind.
„Schließlich geht es uns immer noch sehr gut!“ ;)
Der Euro ist ein komplexes Thema. Aber ich denke, solange der Deutsche Steuerzahler sich nicht wehrt, weiter diese bis in die hunderte Milliarden schwere Rettungskohle zu zahlen, die ja letztendlich wieder bei den Banken landet. Sie also saniert. So lange wird das auch noch klappen.
Aber laß uns abwarten.
Muß nun Schluß machen, das wird hier zu lang. ;)
Ich wünsche dir noch einen schönen 2. Weihnachtstag, Gisi.
Gruß Wolle